Zeitgenossen,
Haufenweise
Es ist nicht leicht, sie ohne Hass zu schildern,
und ganz unmöglich geht es ohne Hohn.
Sie haben Köpfe, wie auf Abziehbildern
Und, wo das Herz sein müsste, Telefon.
Sie wissen ganz genau, das Kreise rund sind
Und Invalidenbeine nur aus Holz.
Sie sprechen fließend, und aus diesem Grund sind
Sie Tag und Nacht – auch sonntags – auf sich stolz.
In ihren Händen wird aus allem Ware.
In ihrer Seele brennt elektrisch Licht.
Sie messen auch das Unberechenbare.
Was sich nicht zählen lässt, das gibt es nicht!
Sie haben am Gehirn enorme Schwielen,
fast als benutzten sie es als Gesäß.
Sie werden rot, wenn sie mit Kindern spielen,
die Liebe treiben sie programmgemäß.
Sie singen nie (nicht einmal im August)
Ein hübsches Weihnachtslied auf offner Straße.
Sie sind nie froh und haben immer Lust.
Und denken, wenn sie denken, durch die Nase.
Sie loben unermüdlich unsre Zeit,
ganz als erhielten sie von ihr Tantiemen.
Ihr Intellekt liegt meistens doppelt breit.
Sie können sich nur noch zum Scheine schämen.
Sie haben Witz und können ihn nicht halten.
Sie wissen viel, was sie nicht verstehn.
Man muss sie sehen, wenn sie Haare spalten!
Es ist, um an den Wänden hochzugehn.
Man sollte kleine Löcher in sie schießen!
Ihr letzter Schrei, wär noch ein dernier cri.
Jedoch, sie haben viel zuviel Komplizen,
als dass sie sich von uns erschießen ließen.
Man trifft sie nie!
(Erich Kästner)