Bilanz per
Zufall
Er hatte Geld. Und trank und aß
in dem Hotel, in dem er saß,
vom Teuersten und Besten.
Er war vergnügt und trank und aß,
und winkte mit erhobenem Glas
den Kellnern und den Gästen.
Der Blumenfrau, die bei ihm stand,
nahm er die Blumen aus der Hand
und zahlte mit zwei Scheinen.
Die Rosen waren rot und kühl.
Er gab ihr dreißig Mark zuviel.
Die Hauskapelle, sechs Mann stark,
erhielt von ihm zweihundert Mark.
Sie konnte kaum noch spielen.
Er gab den Boys und Pikkolos,
den Fräuleins und den Gigolos.
Er gab ohne zu zieren.
Die Rechnung sah er gar nicht an.
Er warf paar Scheine hin, und dann
verließ er jene Halle.
Bewundert gingen Schritt um Schritt,
die Tänzer, Boys und Kellner mit.
Sie liebten ihn alle!
Er freute sich und sprach: "schon gut",
und nahm den Mantel und den Hut.
Da rief die Garderobiere:
"Ich kriege dreißig Pfennig für
die Kleideraufbewahrung hier!
Nicht zahlen? Wie? Das wäre!"
Da blieb er stehn. Da lachte er
und suchte Geld und fand keins mehr.
Und konnte ihr nichts geben.
Die Blumenfrau, die Gigolos,
die Kellner, Boys und Pikkolos,
die standen fremd daneben.
Er blickte sich fast bittend um.
Die andern standen steif und stumm,
als sei er nicht mehr da.
Da zog er schnell den Mantel aus,
gab ihn der Frau, trat aus dem Haus
und dachte nur: "Na ja!"
(Erich Kästner)