Da vor den Preis der liebe Gott bekanntlich den Schweiß gesetzt hat, mussten nun erstmal einige Vorbereitungen getroffen werden.
Da man ja mit Regen rechnen musste, also auch in der Lage sein musste das Regenzelt über die Plicht spannen zu können (der hintere, offene Teil des Bootes), mussten wir uns überlegen, in welcher Form Umbauarbeiten vorgenommen werden müssen.
Normalerweise wird das Regenzelt am Mast befestigt, über den Baum gespannt, im Windschutz und an der Reeling verankert.
Da es nun aber auch Brücken gibt auf den Kanälen, durch die man mit gestelltem Mast nicht durchkommt, (jedenfalls nicht ohne aus dem Mast zwei Mäste zu machen), muss der Mast gelegt werden.
Wenn nun aber der Mast gelegt ist, hängen die ganzen Wanten (Drahtseile), in der Gegen rum und man hat alles in allem weniger Platz auf dem Boot und läuft ständig in Gefahr zu stolpern, sich die Haare büschelweise rauszuziehen und sich den Kopf mit bunten Beulen zu verziehren.
Da wir ca. 14 Tage für die Tour geplant hatten, wollten wir mit diesen Hindernissen nicht leben und so war klar:
Der Mast samt Baum muss runter vom Boot!
Anstelle des Mastes wurde ein Vierkantholz gesetzt, der auf ensprechender Höhe mit einen Loch versehen wurde. In diese Loch wurde nun unser Baumersatz geführt, ein feuerverzinktes Wasserrohr. Um die exakte Länge hinzubekommen, haben wir 3x 1 1/2m und 1x 1m Rohre genommen, die dann über Muffen verschraubt wurden.
Für das Abbauen von Baum und Mast und das Verstauen im Schuppen, sowie das Anbauen des Ersatzmastes und des Ersatzbaumes benötigeten wir einen kompletten Tag.
Nun waren die baulichen Veränderungen getroffen und der zweite Tag ging für den Rest des organisatorischen drauf: Kanister mit Benzin füllen, Einkaufen usw..
Dann ging es los!
An einem herrlich sonnig warmen Tag verliessen wir den Rechliner Hafen und fuhren nun über die Müritz-Havel-Wasserstrasse bis zur ersten Schleusse Mirow.
Diese Schleuse war wie erwartet recht voll und die Wartezeit entsprach knapp 3 Stunden, also fast wie früher am Grenzübergang zu Ostberlin, nur viel schöner und gemütlicher...hehe...
Vor der Schleuse stellt man sich rechts an und rückt dann immer bei jedem Schleusengang auf.
Hilfsbereitschaft wird gross geschrieben unter Bootseignern, überhaupt ist das ein eigenes Völkchen und im Gegensatz zu Autofahrern freundlicher, hilfsbereiter und viiiiieeeellll ruuuuhhhiiiiggggeeeerrrr!!!!!!!
Es gibt natürlich auch hier hin und wieder Motorbootfahrer, die verkannte Schumis sind und meinen wer bremst verliert und wer am schnellsten fährt ohne Rücksicht auf Verluste kommt weiter, aber Dumme sterben ja nie aus und im Gegensatz zum Stassenverkehr sehr vereinzelt.
Da standen wir nun also an der Schleuse, oder besser lagen bei Superwetter und man hatte Zeit die anderen Hobbykapitäne zu beobachten.
Das Erste was mir aufgefallen ist: In puncto Wachsamkeit, (daß niemand auf die Idee kommt sich vorzudrängeln), übertrifft jeder Käpitän ein Rudel Pitbulls mühelos....
Wer hier gemächlich vorbeizieht wird aber sofort von allen Augen bewacht und beobachtet, auch die Körpersprache ändert sich sofort, in der Regel wird aufgestanden, Kampfesposition eingenommen und alles zusammen sagt dem vorbeiziehenden WAGE DICH NICHT !!!!
Sollte der Betroffene die Frechheit besitzen dies zu ignorieren, wird sofort scharf zurechtgewiesen, wobei natürlich auch alle fest zusammenhalten und das reicht dann in der Regel.
Sollte doch mal ein Todesmutiger darunter sein...tja....viel Glück!
Irgendwann hatten wir dann auch das Glück in die Schleuse zu dürfen und somit durfte die Fahrt nun weitergehen.
Nach Mirow ging es dann weiter über den Zotzen,-Vilz und Labussee nach Strasen, wo wir dann aufgrund der vorgerückten Stunde (ca. 19:00 Uhr), beschlossen vor Anker zu gehen und zu Übernachten.
In Staasen gibt es die Gasstätte "Zum Löwen" wo man gemütlich sitzen und auch gut Essen kann.
Nach einem abendlichen Spaziergang ging es dann an wieder an Bord und man begab sich zur Nachtruhe.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging es dann weiter nach Fürstenberg, wo wir wiederum anlegten und dort den Rest des Tages verbrachten. Wir erkundeten Fürstenberg, kauften dies und das ein, unter anderem eine Schwimmweste für Luzie, Würmer zum Angeln usw., genossen nach einem gutem Mahl Espresso mit Grappa und so ging auch dieser Tag bei Superwetter zu Ende.
Am nächsten Morgen dann durch die Schleuse weiter zum Stolpsee, indem es eine wunderschöne Bucht gibt, in der man herrlich ankern und Baden kann. So lagen wir ca. 3 Stunden in dieser Bucht, frönten der Körperpflege und danach war Relaxen angesagt.
Dann ging es weiter durch die Schleuse bei Bredereiche bis runter zur Marina im Ziegeleipark. Dort drehten wir um (denn nach Berlin wollten wir ja nicht) und fuhren zurück nach Bredereiche, wo wir dann anlegten.
Bredereiche könen wir das Bootshaus empfehlen, der Inhaber Herr Fred Bandelow ist sehr nett und gestattete uns sogar unsere Akkus für die Digitalkamera bei ihm aufzuladen. Essen, Trinken und Duschen, sowie Frischwasserversorgung ist hier kein Problem!
Am nächsten Morgen kleine Lagebesprechung. Wir einigten uns nun über Fürstenberg und Himmelpfort nach Lychen zu fahren.
Allerdings in Fürstenberg angekommen, entschieden wir uns hier doch nochmal eine Nacht zu verbringen und verbummelten den Nachmittag wieder mit Futtern, Einkaufen und Relaxen und Wäsche waschen.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Tour wie geplant fort und fuhren wieder über den Stolpsee ( wo wir wieder unsere Bucht aufsuchten), nach Himmelpfort durch die Schleuse, (in Himmelpfort gibt es übrigens ein Kräuterkloster), dann über den Haussee und den Grossen Lychener See nach Lychen.
Hier legten wir am Dorfanleger an, und verbrachten den Nachmittag wie üblich mit Ort angucken, essen, relaxen.
Am nächsten Tag lag Fachi flach, weil sie ein Magen-Darm-Virus ereilte. Den Tag drauf war es nicht besser und so musste Fachi zum Doc, der ihr aber dank passender Medikamente superschnell helfen konnte, so daß sie am nächsten Tag wieder topfit war und man wieder in See stechen konnte.
So ging es von Lychen wieder zurück durch die Schleuse Himmelpfort, dann über Fürstenberg und Priebert nach Wesenberg.
In Wesenberg gibt es nur eine kleine Marina mit einem kleinen Campingplatz aber dafür einem extrem unfreundlichem Hafenmeister der nicht nur viel Geld nimmt sondern wiegesagt auch sehr unfreundlich ist!!!!!
Hunde kann der auch nicht leiden, obwohl unsere Luzie wohlerzogen ist und sich wirklich sehr gut benommen hat, hat er uns dermassen persönlich beleidigt, daß man nur sagen kann:
Doof geboren und nix dazugelernt, mit dem D-Zug durch die Kinderstube gerast :-(.
Daraufhin beschlossen wir nach einer Nacht diesen unwirtlichen Ort zu verlassen und weiterzuziehen, Wesenberg selber ist sowieso ziemlich langweilig, man muss dort nicht verweilen unter uns gesagt.
Unsere Tour führte uns weiter über Stasen, Wolfsbruch (jeweils eine Schleuse), dann über den Zotzen-, Rheinsberger- und Grienericksee nach Rheinsberg.
Rheinsberg verfügt über eine grosse Marina, die allerdings von einem Hafenmeister verwaltet wird, der leider nicht nach dem Gleichheitsgesetz vermietet.
Wer hier mit seinem Jollenkreutzer auftaucht und einen Liegeplatz haben möchte, der hat sehr schlechte Karten, denn der amtierende Hafenmeister möchte möglichst nur Motorboote in seiner Marina sehen und ließ uns eiskalt abblitzen, mit den Worten: Hier ist nichts frei!
Der Kuhnle Dampfer hinter uns durfte dann plötzlich anlegen.
Wir fanden das sehr uncool und möchten nicht versäumen Euch einen heissen Tipp zu geben: LEGT NICHT IN DIESER MARINA AN!
Nebenan ist ein Ruderclub und danach ist eine kleine Marina des MWSC Rheinsberg e.V. (Motor Wassersport Club), wo man seehr freundlich empfangen wird, anlegen kann zu supergünstigen Preisen und auch Hunde sind da willkommen. Tolle sanitäre Einrichtung, auf Wunsch Stromversorgung für kleines Geld, ganz Klasse!
So legten wir dann dort an und dort blieben wir dann auch ganze drei Tage.
Rheinsberg ist ein wunderschönes Städtchen was eine Menge zu bieten hat:
Das Rheinsberger Schloss, eine Brauerei wo man selber hergestelltes, seeeehr leckeres Bier für wenig Geld bekommt, den Ratskeller, eine sehr zu empfehlende Restauration wenn man gut essen will.
Und am ersten Abend wurden wir mit einem echten Naturereignis von einem Sonnenuntergang bedacht, den wir vom Boot aus genossen und bestaunt haben.
Auch diese Tage gingen zu Ende und so waren auch die zwei Wochen langsam zu Ende.
3 Tage hätten wir noch gehabt, aber am Morgen des dritten Tages regnete es sich förmlich ein und so beschlossen wir denn in einer Tour zurück nach Rechlin zu fahren.
Das bedeutete 7 Stunden Bootsfahrt, und durch mehrere Schleusen! Und das alles im strömenden Regen der nicht einmal aufhörte!
Wir kennen das sicherlich Alle:
Am Anfang sieht man es locker, frei nach dem Motto Kriegen wir schon hin, halb so schlimm....
Wenn dann der feine Regen aber erst durch deine Klamotten dringt, wird man schon skeptischer, frei nach dem Motto Verdammte Scheisse...wo steht der Beamer der mich nach Hause beamt????
Wenn dann etwas später Deine Unterhose auch komplett nass ist, die Feuchtigkeit in den Knochen hängt und der Wind nur noch eisig ist, weil Dein Körper gar keine eigene Wärme mehr produziert, Du innerlich nur fluchst und alles verwünscht was um Dich rum ist und du sonstwas für ein warmes Plätzchen geben würdest, tja dann is aber ganz Schluß mit lustig!....
Spätestens jetzt ist der Punkt erreicht, wo Du nur noch versuchst Dich so wenig wie möglich zu bewegen, alles notwendige mechanisch erledigst und das Boot nur noch verlassen möchtest.
Dummerweise müsstest Du dann schwimmen, was auf die Dauer auch nicht prickelnd ist also hilft nur das Motto Augen zu und durch!!!
In Rechlin angekommen, verliess Fachi fluchtartig die Tyrion und begab sich ins warme Seglerheim, wo nur ein heisser Grog ihre Körpertemperatur und als die Ohren und Wangen wieder anfingen zu glühen, auch ihre Stimmung wieder aufwärmen konnte.
Gaston war auch nicht begeistert, aber wenigstens mehr geschützt durch seinen Segelanzug, ist aber auch nicht ganz trocken geblieben....
Alles in Allem war es eine voll gelungene Kanaltour, die uns sehr viel Spaß gemacht hat und die wir nur wärmstens weiterempfehlen können.
Es erwarten Euch die herrlichsten Landschaften, Sumpflandschaften und viel Abwechslung! Nicht zu vergessen die Tiere wie Eisvögel, Graureiher usw.
Und wenn's mal regnet immer dran denken:
Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter!